Donnerstag, 23. Januar 2014

Stressmacherin probierts mit der Achtsamkeit ...

"Und dann müssen wir schnell ein Konzept für die Besprechung machen, und dazwischen hüpfen wir zum Supermarkt und vielleicht geht es sich ja noch aus ....", - plane wieder mal den Tag.

"Nix", widerspricht der Gemahl in bestimmtem Ton. "Du machst jetzt ein Achtsamkeitstraining. Immer nur eine Sache hintereinander. Und dazwischen atmen!"

Wie atmen? Das geht bei mir quasi automatisch. Als Sicherheitsventil dient die hysterische Schnappatmung. Aber gut, na bitte. Lasse mich ja gern belehren. Vorhaben für 2014: einen Gang zurückschalten.
(Heißt das, ich renn die paar Schritte zum Aufzug nicht, sondern gehe langsam?)

Gut, marschiere also los, hinüber ins Büro. Prima. Kann ich gleich mit den Eltern telefonieren, Geburtstagsfeier mit den Geschwistern besprechen und im Verlag mein Kommen ankündigen. Sehr achtsam voll die Zeit genützt. (Ha - und das alles in drei Minuten.) Gar nicht so schwer.

Hopps rein in den Verlag - Mantel weg, Kopierer aufdrehen, Abstecher in die Küche zum Kaffeeautomaten, Computer - braucht wieder ewig zum Hochfahren, aber da kann ich inzwischen die Unterlagen am Schreibtisch ordnen und für ein Schwätzchen ist auch noch Zeit.
E-Mails lesen, Kaffee trinken (Aua, noch heiß!).

Also wirklich, da schreiben die Leute E-Mails und dann rufen sie in derselben Sekunde auch noch an. Keine Ahnung von Achtsamkeit. (Falls wer mitliest: Nein, du bist nicht gemeint. ...)
Erste Maßnahme der Achtsamkeit: E-Mails werden jetzt nur jede halbe Stunde abgerufen, kann die Technik ja alles.
So, sehr schön, sehr ruhig.

Hmmmm. Vielleicht war aber was Wichtiges in der Zwischenzeit? Könnt ja sein, einer schickt eine Anfrage wegen eines neuen Bestsellers und gerade dann schau ich nicht rein?! Und wenn der dann nicht anruft, um zu fragen, ob das E-Mail angekommen ist .... Undenkbar. Könnte ja schnell mal zwischendurch auf Empfangsbutton klicken .... Nur so zur Sicherheit ... Nein, eh nix. Nichts versäumt. So. Also, wo war ich?
Ah ja, ... atmen ...
Gut, erledigt, mach ich demnächst wieder.
Deshalb reduzieren die ganzen Super-Yogi die Atemzüge. Verstehe. Spart Zeit. Sehr schlau.

Warum sind da wieder 24 Ordner gleichzeitig offen? Wer war das?, Wer, wer?
So, immer eins nach dem anderen.

Ganz überzeugt bin ich aber nicht: Ich mein, was, wenn sich das ein Koch denkt? Nein, jetzt mach ich nur die Vorspeise, und bei der Hauptspeise nur die Beilagen. Das geht gar nicht. Hat also Schwächen dieses Konzept. Bin ja auch Chefkoch meines Lebens. Salz und Pfeffer inklusive.

Lese nach im Buch "Mit allen Sinnen leben". Autorin Beate Handler meint das alles irgendwie anders ....
Man soll beim Atmen gar nicht Zeit sparen ....

Gehe am Abend heim ... Blätterrauschen in den Bäumen ... Schön. Bin ganz von Sinnen ...