Dienstag, 3. Dezember 2013

Geständnis einer heißen Winteraffäre

Ja, ich gestehe: Ich habe eine Affäre!
Nein, nicht nur eine Affäre, es war Liebe auf den ersten Blick!

Aber wer kann mir das verdenken:
Jung, schwarz, heiß! Eine Augenweide.
Ich kann die Augen nicht abwenden, möchte ihn dauernd berühren und alles ausprobieren!
Er zeigt mir Dinge, die ich nicht kannte, noch nie gemacht habe, fordert mich heraus, lockt mich, verführt mich.
Natürlich hat er auch seine Tücken, ist hinterlistig, bringt mich an den Rand der Verzweiflung mit seinen ausgefeilten Ideen, bei denen immer wieder alles anders ist, als erwartet.
Holt das Beste und das Schlechteste aus mir heraus und zeigt mir meine Grenzen, sodass ich mich wieder nach dem Gewohnten sehne. Aber dann entdecke ich doch wieder etwas aufregend Neues.
Er legt mich rein, bringt mich zum Toben, lässt mich suchen und hoffen ...
Stunde um Stunde zieht er mich in seinen Bann und ich staune.
Ich habe noch nie einen wie ihn gekannt.

Mein Mann ahnt etwas, glaube ich. Er zeigt eindeutig eifersüchtige Tendenzen.
Aber selbst schuld, er hat ihn mir überhaupt erst vorgestellt.
Und jetzt: der reine Neid auf dieses Wintermärchen.

Aber ich geb ihn nicht her!
Meinen neuen Computer.

Sonntag, 10. November 2013

Wie aus mir fast ein Superhirn wurde

Ab und zu ist es ganz praktisch, sich was zu merken.

Saß mal in einem Bewerbungsgespräch. Großer Konzern, erste Runde. Lief richtig gut! Überzeugte durch strahlendes Auftreten, überwältigenden Charme und treffsichere Kompetenz. Karriere bis zum Vorstand war gewiss. Fand nur die Fragen der netten Dame manchmal seltsam distanzlos. Offensichtlich zogen die vorab über aussichtsreiche Kandidaten sehr private Erkundigungen ein. Nicht in Ordnung. Was geht die mein Segelurlaub an? Außerdem lachte sie dauernd in sich hinein.
Konnte aber vermutlich nur ihre Begeisterung nicht zügeln.

Berichtete anschließend Elmar von fulminanter Darstellung.
"Ja, weiß ich schon."
"Was?! Woher? War doch erst vor zehn Minuten!" - Mann, war ich gut, wenn sich das so schnell rumspricht!
"Deine Gesprächspartnerin war Susanne, Freundin von Getrude. Wir waren vor Kurzem gemeinsam weg. Du hast einen ganzen Abend neben ihr gesessen ..."
Grmpf.

Habe offensichtlich ein Aufmerksamkeitdefizitproblem.
Passiert aber bestimmt jedem mal! Gedanken schweifen manchmal ab. Machen sich selbstständig. Da kann ich bitteschön nix dafür.
Beim Abendessen. Nettes Pärchen. Er erzählt mäßig spannend über Fotoapparate. Sehr ausführlich. Ist nicht mein Thema. Hab ja ein Handy zum Fotografieren. Mehr muss ich da nicht wissen.
Nicke freundlich lächelnd. Gedanken spazieren, wohin sie wollen. Bin machtlos.
Wippe aber zustimmend mit dem Kopf. Sehe aus wie aufmerksame interessierte Zuhörerin.
Bekomme heftigen Tritt von Elmar.
Aua. Wieso? Was?
Hm.
Gegenüber hat Gesprächsthema gewechselt. Ist mitten in tragischer Geschichte über langen Leidensweg.
Sehe aus wie schwachsinnige unsensible dämliche Idiotin.
Stelle Grinsen auf der Stelle ein.

Also gut, liegt an mir. Muss an mir arbeiten.
Merke mir manchmal Gesichter nicht. Oder Namen. Oder beides.

Treffe nette Dame auf der Straße.
Verwickelt mich in anregendes Gespräch.
Wer ist das? Wer? Wer? Hab ich bestimmt noch nie gesehen.
Interessant, worüber man angeregt reden kann, obwohl man jemanden nicht kennt. 
Sie geht mit mir ins Haus.Problem gelöst. Wohnt hier. Gut, aber da wohnen wirklichsehr viele Leute. Kann ja nicht jeden kennen.
Frage höflich im Lift: "Welcher Stock?"
Okay ....  im selben wie wir.
Ist offensichtlich eine Nachbarin. Zog aber bald wieder aus ...

Wieso merk ich mir das nicht?
Elmar kann das. Erzählt mir immer sofort gesamte Lebensgeschichte von Menschen.

Hat aber andere Schwäche! Haaaa!

Wir sind in Madeira unterwegs mit Mietauto. Halten bei Bankomaten.
Und er weiß die Nummer nicht mehr! Ich sowieso nicht. Doofe Zahlen.
Kein Geld, mitten in der Einöde.Katastrophe! Was nun?
Er bleibt ruhig. Ich werde hysterisch.
Können nicht tanken, kommen nicht mehr zurück. Schlimmer: Können nicht in dem netten kleinen Lokal essen gehen!
Müssen für immer auf Madeira bleiben! Ernähren uns von selbst gefangenen Fischen, leben in einer kleinen selbst zusammengezimmerten Hütte. Bauen ein kleines Segelboot. Fahren jeden Tag in der Früh hinaus. Sitzen abends am Strand ... Hm. Gar nicht schlecht eigentlich. Akzeptiere neuen Lebensentwurf.
Wird aber nix. Beim dritten Mal eintippen erwischt er doch richtige Kombination.

Bin sehr froh über das neue Buch von Boris Nikolai Konrad: Superhirn

Kam zur rechten Zeit. Sehr spannend! Und geniale Lösungen für alle Probleme.
Schlaue Tricks, wie man sich Gesichter und Namen merken kann.
(Bitte nicht wundern, wenn ich Sie seltsam anstarre. Gehört zu neuem Training.)

Bankomatkarten-Nummern merken, kein Problem mehr.
Geniales System, bei dem man Zahlen mit Bildern belegt und kleine Geschichten macht.


Elmar ist begeistert. Zählt täglich neue Dinge auf, die er nicht mehr vergessen kann. Termine, Einkaufslisten, To-Do-Übersichten, Planetensyteme  ... Was man so braucht eben. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.


Zahlenkombinationen kann ich nicht mehr vergessen.
Habe mir kleine Geschichte überlegt, wo eine Entenfamilie ein paar Kekse findet, und dann ... Gut, das geht Sie jetzt nix an. Erfinden Sie bitte Ihre eigene Geschichte.
Jedenfalls sind Zahlen der Bankomatkarte unauslöschlich eingebrannt.
Steht triumphierend vor dem Bankomaten. Habe ihn für immer besiegt. Werde nie mehr panisch herumtippen.

Hm.
Jetzt wärs nur noch nützlich, wenn ich die Karte selbst nicht vergessen hätte.













Sonntag, 3. November 2013

Lebensspielregeln á la carte

Das Leben ist ...
Gut, da fällt mir jetzt auch nichts ein, was nicht ein Schlauerer schon gesagt hat. Oder einer auf Drogen.

Es gibt aber unumstößliche Lebensspielregeln:
  • Man steckt seinen Kopf nicht ins Maul eines Krokodils und man spielt nicht mit einem Bären. Auch nicht, wenn er süß aussieht. (Ja, ja, der will nur spielen ...)
  • Man schreibt nicht auf Facebook, was der Chef für ein Riesenidiot ist, wenn er zum virutellen Freundeskreis zählt. (Blöder Fehler. Echt.)
  • Man sagt nicht zum Ehemannn: Schatz, trag noch schnell Müll runter, wenn der spät abends vom Businesstermin heimkommt. (Ich wollt doch auch nur spielen.)

Das Problem ist: Jeder hat andere Regeln. Googeln Sie nach Bären und Menschen, sag ich nur ...

Stoße deshalb täglich auf Menschen, die meine persönlichen Krokodile nicht kennen.
Man darf die aber nicht ans Schienbein treten. (Gut, das ist jetzt eher so eine Regel meiner Eltern.)

Neue Regel: Arbeite mit Tricks!
Die Aha-Regel und Testpersonen-Regel funktionieren! Hab ich selbst getestet.
(Lesen Sie selbst nach: "Mit Leichtigkeit" von Natalia Ölsböck und "Glücklich leben" von Manfred Rauchensteiner.)

Bin sehr begeistert, Regeln haben mein Leben verändert.
Schonen zarte Verlegerinnen-Nerven und verleihen sphärischen Glanz brillanter Überlegenheit. Nein, es geht nicht um Drogen. Aber ausgeglichenes Lächeln inklusive. Wirkt etwas dümmlich vielleicht. Nehm ich aber in Kauf, weil es unbeliebte Kreischattacken und Magenschmerzen umgeht.

Neuer Ansatz funktioniert in allen Lebenslagen:

"Sie werden schon noch sehen! Und dann tut es Ihnen leid, dass Sie mein Buch nicht verlegt haben. Auf Knien werden Sie betteln, wenn ich mir scheibtruhenweise mein Geld abholen komme!" - Identifiziere milde lächelnd klare Testperson. (Und nein, das ist nicht erfunden ... Hielt früher in solchen Fällen die Sache mit dem Bärenkäfig für gute Option.)

Andere Situation, in der neue Regeln gut funktionieren:
Halte stundenlangen Vortrag darüber, wie wichtig gutes Exposé für Verlag ist. Ausgearbeitete Unterlagen per E-Mail, wo alles Relevante klar ersichtlich drinsteht. Verlag braucht Zeit zur Entscheidungsfindung. Zunge fusselig. Ha - war überzeugender Vortrag. Message bei allen angekommen. Bin erstklassige Vortragende. Große Karriere als Speakerin in Aussicht ...
Zuhörer fuchtelt anschließend mit Smartphone vor meiner Nase herum.
"Das sieht man jetzt da nicht gut. Aber das ist meine Buchidee. Was meinen Sie?"
AHA!

Bin in höchster Balance, unerschütterlich, ruhender Pol. Könnte jederzeit in Bärenkäfig klettern und süßer Bär würde sich ganz friedlich zwischen den Ohren streicheln lassen. Krokodile würden mir Essen bringen.

Nur manchmal ... also manchmal ... halte ich den Tritt ans Schienbein immer noch für bessere Option.







Sonntag, 27. Oktober 2013

Warum Pferde jede Therapie ersparen ...

Ich liebe Pferde. Fabelhafte Tiere. Fressen hervorragend Würfelzucker, Heu und die ganze Wiese. Als überzeugte Veganer auch echte Trendsetter. Prima streichelbares Fell. Und sie können die Ohren in alle Richtungen bewegen. Überaus praktisch. Versuche das seit Jahren, klappt aber nicht.

Von klein auf wollte ich immer selbst ein Pferd. Hatte aber uneinsichtige Eltern. Meinten, sie wären ausreichend beschäftigt mit vier Kindern. Mein wohl durchdachter Vorschlag, eines von den anderen einzutauschen, wurde nicht umgesetzt. Grummel.

Traf später auf vernünftigen Verlagsgeschäftsführer Elmar, der dem Thema zugänglicher war. So begann beeindruckende Reitkarriere. Als echte Greenhorns kam es uns nicht komisch vor, dass die natürliche Umgebung  von Pferden kleine vergitterte Boxen waren. Schande. Kannte bis dato aber zum Vergleich nur Meerschweinchen. Und einen Hund. (Diesem Wunsch hatten die Eltern nachgegeben. Und wir mussten nicht mal eines der Kinder dafür eintauschen! Da gings dann, wie?!)

Aber gut, man lernt dazu. Ging damals allen so! Eindeutige Parallelen zum genialen Tier- und Naturfilmer Erich Pröll ("Abenteuer Mustang") - Der war anfangs auch davon überzeugt, dass man auf ein Pferd nur von der linken Seite aufsteigen darf ... Warum, wusste niemand so genau. Es wird sich schon jemand was dabei gedacht haben. Wir jedenfalls nicht. Das mit dem Denken kam erst später.


Es ist so: Für eigene Pferde hat man keine Zeit. Weil, das geht einfach nicht. Und die kosten ... Unglaubliche Verpflichtung. Chaos inklusive.
Wir waren uns völlig einig.


Saß gemütlich zu Hause. Der beste Geschäftsführer von allen kam vorbei. "Übrigens ich hab jetzt ein Pferd."
Aha ...??
"Ja, das ging nicht anders."
Aha...!

Ein Pferd für zwei bremst gemeinsame Aktivitäten. Daher - völlig logisch - braucht man ein zweites Pferd. Wir waren uns völlig einig.
Hm. Und ja, ... es kostet.... und es braucht Zeit. Chaos inklusive.

Andererseits: Es spart Geld für den Psychiater und jede Form von Therapie. Man kommt wegen akuten Zeitmangels nicht zum Denken. Formt auch den Charakter, wenn man auf die verschiedensten Arten runterfliegt und sich traut, wieder aufzusteigen. Wie im echten Leben.

Irgendwann entwickelt man sogar eigene Gedanken zur Pferdehaltung. Unter Umständen brauchen die nämlich gar keine bunten Decken, hübschen Gamaschen, Ohrenschoner ... Und das Fell dürfte eine gewisse Funktion haben. Überraschenderweise fallen sie auch nicht tot um, sobald eine Stalltür offen bleibt.

Saßen an herrlichem Hochsommertag friedlich im Stall. Leichter angenehmer Regen setzte ein. Hektisches Aufschreien und Rumrennen der Pferdebesitzer - Pferde völlig gefährdet auf der Koppel! Tollkühn riskierten wir es: Ließen die Pferde auf der Wiese. Der Stallknecht war irritiert. Werde nie die Ironie in seiner Stimme vergessen: "Könnten  sterben ..." Wir stiegen aber augenblicklich in seiner Achtung.

Jeder bekommt das Pferd, das er verdient. Und wenn man sich anstrengt, akzeptieren die einen sogar in der eigenen kleinen Herde als etwas seltsames Pferd. Man muss nur aufpassen bei der gegenseitigen Fellpflege...

Mein Hadfi - schönster Fuchswallach von allen - hatte einen gewissen Sinn für Schabernack. Prinzipiell sprang er nie beim ersten Mal über ein Hindernis, fand es lustig sich plötzlich vor Dingen zu schrecken, an denen er vorher hundertmal ruhig vorbeigetrabt war und es dauerte Jahre, bis wir uns darauf einigten, dass wir auf der Galoppstrecke nicht plötzlich aus dem Wald herausbrechen, sondern manierlich wie alle anderen starten.

War sein Leben lang höchst verliebt in seine Stute Romana. Warum er sich trotzdem ohne Grund anschlich, sie ansatzlos kräftig ins Ohr biss und dann wegrannte, während sie vor Wut rot unter dem schwarzen Fell wurde, weiß ich wirklich nicht.Hatte aber bestimmt tieferen Sinn.
Werde das gelegentlich bei Elmar ausprobieren.

Vermisse die Pferde - galoppieren nun im Pferdehimmel - und zeige gewisse Ansätze, doch psychologische Hilfe zu benötigen. Brauche also neues Pferd. Werde Erich Pröll fragen, wie es aussieht mit seiner Mustangzucht. Hm. Wen könnte ich eintauschen ....?



Sonntag, 20. Oktober 2013

Was macht ein Extremläufer, wenn er unterwegs was vergessen hat?

Bin persönlich keine große Läuferin. (Ja, auch nur 1,63, aber sehr groß für meine Größe.)
Wenn Gott oder das Spaghettimonster gewollt hätten, dass wir uns rasch fortbewegen, hätten wir kleine Rollen statt der Füße. Wäre aber vielleicht problematisch bei steilen Wegen...

Fitness ist eine wichtige Sache. Wegen der Kleidergrößen, der Daueranwesenheit von Spiegeln und natürlich damit man in der Pension friedlich im Meer schwimmen kann, ohne auf der Flucht vor Walfängern zu sein.

Sport also.

Persönlich bevorzugt: Schwimmen. Geht aber nicht, weil ... (siehe weiter unten Blogeintrag "Querschwimmer").

Super für eh fast alles: Pilates. Geht aber auch nicht, weil ... die gegen mich arbeiten. Vermute Verschwörung von Autoren, deren Manuskripte ich ablehnen musste. Gebuchter Kurs wegen Teilnehmermangels abgesagt. Macht Sport Leute, so geht das nicht!

Bleibt das Laufen. Sehr ideal, weil komplettes Trainingsgebiet direkt vor der Haustüre.

Habe also Läuferkarriere gestartet. Man benötigt:
  1. gnadenlosen Ehemann am Anfang - für die Motivation. (Es macht nix, wenn Sie dabei aus dem Bett fallen. Das ist gut für Sie!)
  2. Komplett-Ausrüstung für Ultra-Super-Läufer (auch wenn Sie anfangs 9 Minuten für den Kilometer brauchen, macht das mehr Spaß mit Laufuhr. Pulsfrequenz souverän ignorieren. Roten Kopf auch.)
  3. ein Ziel (jaaaa, Ilse Dippmann, der Frauenlauf ist super)
  4. dickes Korsett fürs Selbstbewusstsein (Wussten Sie, dass Schnecken eigentlich wahnsinnig schnell sind?)
  5. Freunde, die auch laufen und die es nicht stört, wenn Sie Verbesserungen im Promillebereich stundenlang diskutieren. (Entlastet Motivator aus Punkt 1.)
Verblüffendes Zwischenergebnis, wenn Punkt 1 ausreichend hartnäckig durchgeführt wurde: Laufen beginnt irgendwann Spaß zu machen. Klingt komisch, ist aber so. Doofes Grinsen um sechs Uhr morgens inklusive. Gut ausgedacht vom Spaghettimonster, das mit den Endorphinen.

Der Schweinehund stellt Diskussionen irgendwann ein. Beisst seltener und kraftloser. (Oder lauert und entwickelt perfide Pläne. Schnappt dann bei Überanstrengungs-Hüft-Knie-Sonstwas-Leiden aus dem Hinterhalt zu.)

Gehe also auch heute wieder laufen.

Befolge routiniert eingeplanten Ablauf:
Nicht nachdenken, aufstehen. (Wenn man schnell ist, weckt man den Schweinehund nicht.)
Anziehen - jeder darf, wie er will, macht nix, wenn das seltsam aussieht.
Musik mitnehmen - beschwingt und fördert dämliches Grinsen.
Geld einstecken - auch Sonntags werden Zeitungen nicht geklaut!

Stiegen runter gehen zwecks Aufwärmung, dabei Musikgerät schon einschalten. Kleiner Tipp: Schuhe vorher ordentlich zubinden - Aua. Ignoriere tapfer aufgeschlagenes Knie.

Draußen Laufuhr einschalten - verdammt. Laufuhr vergessen. Wieder zurück.

Aber jetzt!

Lostraben. Ha, haaa! Bin schnell, unglaublich schnell. Habe soeben Frau überholt. Gut, die geht nur, sieht aber sehr fit aus. Laufuhr bestätigt Geschwindigkeitsrausch nicht, kann aber kaputt sein. Blöde Technik.

Werde von Mann in leuchtendem  T-Shirt überholt. Wahrscheinlich schwerer Komplex und Schwierigkeiten mit Frauen. Beeindruckt mich nicht.

Laufe ein paar Stufen hinauf im Belvederegarten. Sehr steil hier, extremer Anstieg. Bin Hero.

Hab schon fast 5 Kilometer geschafft. Bin praktisch  Langstreckenläuferin. Denke an seelenverwandten Norman Bücher, Extremläufer. Gut, der läuft unwesentlich länger. 1200 Kilometer durchs Australische Outback. Das gibts!  Wieso weiß ich jetzt auch nicht so genau. Ist aber faszinierend.

Was macht eigentlich ein Extremläufer, wenn er mal seine Laufuhr vergessen hat? Ich mein, ist ja blöd. Da rennt der vielleicht schon 600 Kilometer und dann merkt er, dass die Laufuhr noch auf einem Stein beim letzten Lager liegt. Rennt der dann zurück? Oder bestellt er unterwegs eine neue und die liefern ihm in die Wildnis? Ist er besser organisiert oder hat er eine Checklist? Woher weiß er überhaupt den Weg? Rennt sein Schweinehund mit oder trägt er den im Rucksack? Und was, wenn der Schweinehund mitten in der Wüste plötzlich aus dem Rucksack springt?

Mir fällt sein Leitspruch aus dem Buch "Die Kraft des Willens"  ein: Quäl dich, du Sau! (Ja, drastisch, aber hat was.)

Noch ein paar Meter. Ich schaffs, ich schaffs, ich schaffs!
Norman Bücher wär stolz auf mich. Bestimmt.











Freitag, 11. Oktober 2013

Verlagsleiterinnen und die Sache mit der Technik. Hat das Zukunft?

Es ist schön Verlagsleiterin zu sein - man hat alles im Griff und versteht die eigene kleine Verlagswelt. Ich komme jeden Tag gerne ins Büro und plaudere mit den Mitarbeitern darüber, was es so Neues gibt...

 "Die Beta-Version des neuen Illustrator ist nicht kompatibel mit der aktuellen Release des Betriebsystems, weil der letzte Patch einige Keyes in der Registry erased hat."

Häääääää?

"Beim E-Book müssen wir das XML noch debuggen, weil wir nicht die aktuelle DTD haben."

Wie bitte? Wie? Was? - DTD - Höchstgefährliche Substanz! Wollen die den Verlag sprengen oder wie? Finde ich absolut illoyal! Oder haben E-Books jetzt eine neue bösartige Zusatzfunktion?

Der artigste Geschäftsführer von allen ist so freundlich und übersetzt den Kauderwelsch in Verlagsleiterinnen-Sprache. Puhh, Glück gehabt. Verlag wird nicht gesprengt.

Habe bis jetzt keine Technik-Phobie. Trage das Prädikat "advanced user". Verliehen von einem Technikfreak, der entzückt darüber war, dass ich beim Outlook die Funktion "Keine Lesebestätigungen senden" selbstständig entdeckt habe. Aber gut, der ist Kummer gewohnt. Welchen Satz hören Computerfuzzis von anderen am häufigsten: "Ich hab nix gemaaaaacht!"

Bei Ferialjob habe ich einmal die ganze IT-.Abteilung hysterisch aufgescheucht. Aber bitte: Das war berechtigt. Der Bildschirm war plötzlich schwarz! Und ich hab - eh schon wissen - nix gemacht! Katastrophe. Wichtige Informationen weg. Der IT-Spezialsit war blitzschnell zur Stelle und - hm - steckte den Stecker wieder rein. Kann man ja nicht wissen.

Der beste Geschäftsführer von allen fällt stets in einen speziellen Tonfall mit langsamer und betont deutlicher Sprechweise, wenn eine gewisse Verlagsleiterin Computerprobleme vermeldet.

Halte mich aber für aufgeschlossenen User. Gut, bin vielleicht kein Genie. Habe aber wirklich guten Zugang zur Technik.

Schon als Kind beim ersten Kassettenrecorder, der aufnehmen konnte(!!) war ganz klar, was der Bruder mit "Da muss man jetzt den Rückwärtsgang einschalten" gemeint hat.

Im Buch von Sven Gábor Jánszky "2025 - So arbeiten wir in der Zukunft" habe ich höchst gespannt gelesen, was alles auf uns zukommt. Verblüffend - schockiernd - wunderbar ... Buche sofort Technikkurse. Alternative Möglichkeit: Verbünde mich mit Kleinkindern, die mir alles erklären.

Bis ich alles verstanden habe, tarne ich mich. Entwickle eigene Verlagsleiterinnen-Sprechweise. Beim nächsten Technikfuzzi, der mir Unverständlichkeiten präsentiert, brüll ich dann zurück:

"Nimm die aktuelle Beta-Version deines Rückwärts-Releases und patch sie in deine registry!"

Sonntag, 6. Oktober 2013

Querschwimmer - Auch irgendwie politisch

Bin begeisterte Schwimmerin. Theoretisch. Und im Urlaub. Und bis ich fassungslos vor den verschlossenen Türen des Stadthallenbads stand.
Habe nun Asyl im Amalienbad gefunden. Wie sämtliche anderen Stadthallenbad-Vertriebenen auch. Wir schwimmen jetzt alle dort. Vorzugsweise gleichzeitig.

Schwimmen wird zur Nebensache, der Pool zur Nahkampfzone.
Ich will doch nur gemütlich meine Bahnen schwimmen, um mich anschließend im Bewusstsein der Sportlichkeit zufrieden zum Mittagessen zu begeben.
Ist aber nicht möglich. Zwei Tempi - ausweichen - zwei Tempi - ausweichen - zwei Tempi - Aua! - zwei Tempi - "Idiot!".
Es bleibt also nur die Möglichkeit selbst zum Pool-Ninja zu mutieren oder das Ganze philosophisch anzugehen. Entscheide mich für Zweiteres - mangels entsprechender kämpferischer Fähigkeiten. Ich kann nur gut zwicken, im Notfall auch beissen, bin also im Wasser entschieden im Nachteil.

Studiere eingehend die um mich herumtobenden Wasserratten und identifiziere eindeutige Typen.

Typ 1 Hardcore-Planscher:  Vorzugsweise männlich, die Welt blickt auf sie. Sie schwimmen nicht, sie haben eine wichtige Aufgabe. Vermutlich Vorbereitung auf Olympia. Das Wasser ist der Feind, die anderen existieren nicht..
Taktische Strategie für andere: Ausweichen - schnell!

Typ 2 Möchte-Gern-Hardcore-Planscher: Auch vorzugsweise männlich. Täten gern so wollen, wie Typ 1 kann. Fehlt aber an schwimmerischem Können. Wird wettgemacht durch hartnäckiges so tun als ob. Eindeutig identifizierbar durch heftige Strampelbewegungen und eifriges  Kopfdrehen beim Kraulen - über Wasser.
Taktische Strategie für andere: Gefährlich, weil unkontrollierbar. Nix wie weg!

Typ 3 Gesundheits-Strampler: Männliche und weibliche Vertreter. Irgendjemand hat ihnen gesagt, dass Schwimmen gesund ist, vor allem Rückenschwimmen. Wärs auch. Wenn man es kann. Findet aber eher walroßartig statt. Brauchen mindestens zwei Bahnen. Etwas ungelenkes gleichzeitiges Rudern mit beiden Armen. Wurscht, ob viele andere im Becken sind. Große Empörung, wenn ihnen jemand draufschwimmt - "Schaun Sie doch, wo Sie hinschwimmen. Ich seh doch nichts auf dem Rücken!"
Taktische Strategie: Angriff (aus erzieherischen Maßnahmen) oder unten durchtauchen.

Typ 4 Plapper-Schwimmer: Vorzugsweise weiblich und immer zu zweit. Die Frisur darf nicht nass werden. Gemütliches Nebeneinanderschwimmen mit langen Pausen am Beckenrand. Warum seit Jahren mit der Figur nix weitergeht - "jetzt geh ich eh schon zweimal die Woche schwimmen, aber ich nehm nicht ab" -  ist hauptsächlicher Teil der Konversation.
Taktische Strategie: mit möglichst heftigen spritzenden Kraulbewegungen Platz schaffen

Typ 5: Querschwimmer: Hoch gefährlich, weil vollkommen uneinsichtig. "Ich hab doch auch das Recht zu schwimmen!" Einer gegen alle, aber das mit Vehemenz.
Taktische Strategie: Typ 1 und 2 auf sie hetzen.

Typ 6: Verlagsleiterinnen, Autorinnen, nette Menschen: Motto: Ich will doch nur ein bisserl schwimmen. Versuchens immer wieder. Werden durch Erfahrung nicht klüger.

Entscheide mich nun für den Rückzug in den Nichtschwimmerbereich.

Auf dem Rückweg lese ich in der U-Bahn im Buch von Gerhard Fenkart-Fröschl "Quereinsteiger". Köstliche politische Satire. Ignoriere verstohlene abschätzige Blicke der anderen, weil ich laut lache.

Schlagartig erkenne ich Parallelen zwischen politischen Organisationen und meiner bahnbrechenden Schwimmer-Katalogisierung. Schuppen fallen aus den nassen Haaren vor Erkenntnis. Bin auf  etwas wirklich Großes gestoßen. Vor meinem geistigen Auge springen Vertreter der politischen Gruppierungen ins Wasser und ich sehe klar ihren wahren Charakter.
Entscheide mich spontan, beim ORF anzurufen und mich als politische Analystin anzubieten. Statt Filzmaier. Völlig neue Betrachtungsweise. Wird mir viel Ruhm einbringen. Werde Buch darüber schreiben und in die Geschichte eingehen.

Und ab nächster Woche steig ich um auf Pilates.



Samstag, 28. September 2013

Das ist doch der Dings ... Bitter, das mit der Society

“He, hast gesehen, das ist doch der Dings, der vom Fernsehen, der …. na, wie heißt er denn?”

Tuschel, tuschel, wisper, wisper …

“Ah so, aha, na, was geht mich der an, den kenn ich doch gar nicht.”

Demonstratives Desinteresse …

Und wie halten Sie das, wenn Sie da vielleicht eine Anleitung für mich hätten? Muss gestehen, ich habe noch keine politisch-korrekte Vorgehensweise. Ich zähle nicht gerade zu jenen, die vor Ehrfurcht im Boden versinken, wenn sie zufällig auf eine A-, B- oder C-Größe der heimischen Prominenz treffen. Hauptsächlich deshalb, weil ich die Herrschaften nicht erkenne. Trotz Interesse – man könnt ja vielleicht ein Buch machen? Und trotz ausreichendem Studiums diverser einschlägiger Schulungsunterlagen, ja, na gut, man sagt auch Klatschpresse. Vortrefflich für die Badewanne. Ich stehe dazu.

So nebenbei: Mich irritiert es immer etwas, dass ich nie auf Leute treffe, die all die netten Frauenzeitschriften lesen, aber trotzdem weiß jeder darüber Bescheid, dass der Dings jetzt mit der Bums ein Pantscherl hat. Aber gut. Wahrscheinlich gibt es auch andere Informationskanäle. Ist aber trotzdem ein seltsames Phänomen.

Promi ist nicht gleich Promi. Ja, es gibt auch welche, die einen echten Beruf haben. Die sind dadurch halt exponiert, was sollen sie machen. Wenn ihr Gegenüber also mal damit fertig geworden ist, dass es eine echte Persönlichkeit aus dem Fernsehen getroffen hat, ist eine normale Unterhaltung durchaus ein realistisches Szenario. Ich habe dann immer sofort den Eindruck, dass die gar nicht nur dafür leben, dass sie prominent sind. Und dann gibt es natürlich noch die anderen, die selber gar nicht so genau wissen, warum die Leute sich für sie interessieren sollten.

Ich will bitte nicht zu den Prominenten gehören, also nicht, dass da Gefahr bestünde. Aber die sind ja arm. Was für eine Vorstellung: Ich geh nur mal schnell über die Straße zum Bäcker und schwupps, springt ein Fotograf um die Ecke und ertappt mich – oh Schreck – ganz ohne irgendeinen Markenfetzen an, in einem gewöhnlichen Outfit, das vielleicht nicht mal Carrie-Bradshaw-mäßig den Namen verdient. Der Bäcker verzeiht so was ja.

In Christiane Tauzhers Roman “Bitterlemon” habe ich gelesen, dass auch die Societyjournalisten gar kein einfaches Leben führen – immer auf der Jagd nach DER Story. Und das bei einem stets gleichen Angebot an Leuten, das muss einem ja auch einmal gelingen. Irgendwie habe ich sofort ein Verständnis dafür entwickelt, dass die Storys einen gewissen Anteil an Fantasie benötigen. Es bleibt einem ja nichts anderes über, als nur darüber zu schreiben, was die Leute angehabt haben, wenn die sich hartnäckig weigern, für einen angemessenen Skandal zu sorgen. Jeden Abend von Party zu Party – auf der Suche nach einer guten Geschichte. Schmeckt da das Buffet noch?

Und ist es eigentlich ein Zeichen von Prominenz, wenn man täglich auf eine Party geht? Ich meine, richtig gefragt ist man doch sowieso erst, wenn man sagen kann: “Sorry, ich muss noch zu einem anderen Event.” Gibt es einen Prominenten-Kodex für die originellsten Antworten? Besteht eine Prominenten-Rangordnung? Darf ein niederer D-Promi sich einfach einem B-Promi nähern und ist trotzdem mit dem per Du? Gibt es einen genauen Katalog, in dem die Zuordnung zu A, B oder C getroffen wird? Woher weiß Herr Lugner in welche Kategorie er fällt?

Fragen über Fragen.

Den Olymp der Prominenz hat man wohl erreicht, wenn man sich verkleiden muss, um nicht erkannt zu werden. Eine Stufe vorher rangiert man, wenn man sich so verkleidet, dass einen sicher jeder erkennt, damit man so tun kann, als ob man nicht erkannt werden will. Kompliziert.

Die tun mir dann fast schon wieder leid. Keiner kann was dafür, dass er prominent ist oder fast prominent oder dass er es einfach unbedingt sein will. Jeder hat seine Geschichte.

Ich weiß jetzt, was ich das nächste Mal machen werde, wenn ich auf einen Prominenten treffe. Ich gehe schnurstracks auf ihn zu, blicke ihm fest ins Auge, lege dabei mitfühlend die Hand auf seinen Oberarm und sage: “Es macht nichts, dass Sie prominent sind! Sie sind trotzdem ein wertvoller Mensch!”

Herzlich willkommen bei meinen Blog

Hier findet Ihr meine persönlichen golden eggs aus Berufs- und Privatleben. Viel Vergnügen beim Lesen und ich freue mich auf Eure Kommentare

Eure Verena Minoggio-Weixlbaumer