Sonntag, 20. Oktober 2013

Was macht ein Extremläufer, wenn er unterwegs was vergessen hat?

Bin persönlich keine große Läuferin. (Ja, auch nur 1,63, aber sehr groß für meine Größe.)
Wenn Gott oder das Spaghettimonster gewollt hätten, dass wir uns rasch fortbewegen, hätten wir kleine Rollen statt der Füße. Wäre aber vielleicht problematisch bei steilen Wegen...

Fitness ist eine wichtige Sache. Wegen der Kleidergrößen, der Daueranwesenheit von Spiegeln und natürlich damit man in der Pension friedlich im Meer schwimmen kann, ohne auf der Flucht vor Walfängern zu sein.

Sport also.

Persönlich bevorzugt: Schwimmen. Geht aber nicht, weil ... (siehe weiter unten Blogeintrag "Querschwimmer").

Super für eh fast alles: Pilates. Geht aber auch nicht, weil ... die gegen mich arbeiten. Vermute Verschwörung von Autoren, deren Manuskripte ich ablehnen musste. Gebuchter Kurs wegen Teilnehmermangels abgesagt. Macht Sport Leute, so geht das nicht!

Bleibt das Laufen. Sehr ideal, weil komplettes Trainingsgebiet direkt vor der Haustüre.

Habe also Läuferkarriere gestartet. Man benötigt:
  1. gnadenlosen Ehemann am Anfang - für die Motivation. (Es macht nix, wenn Sie dabei aus dem Bett fallen. Das ist gut für Sie!)
  2. Komplett-Ausrüstung für Ultra-Super-Läufer (auch wenn Sie anfangs 9 Minuten für den Kilometer brauchen, macht das mehr Spaß mit Laufuhr. Pulsfrequenz souverän ignorieren. Roten Kopf auch.)
  3. ein Ziel (jaaaa, Ilse Dippmann, der Frauenlauf ist super)
  4. dickes Korsett fürs Selbstbewusstsein (Wussten Sie, dass Schnecken eigentlich wahnsinnig schnell sind?)
  5. Freunde, die auch laufen und die es nicht stört, wenn Sie Verbesserungen im Promillebereich stundenlang diskutieren. (Entlastet Motivator aus Punkt 1.)
Verblüffendes Zwischenergebnis, wenn Punkt 1 ausreichend hartnäckig durchgeführt wurde: Laufen beginnt irgendwann Spaß zu machen. Klingt komisch, ist aber so. Doofes Grinsen um sechs Uhr morgens inklusive. Gut ausgedacht vom Spaghettimonster, das mit den Endorphinen.

Der Schweinehund stellt Diskussionen irgendwann ein. Beisst seltener und kraftloser. (Oder lauert und entwickelt perfide Pläne. Schnappt dann bei Überanstrengungs-Hüft-Knie-Sonstwas-Leiden aus dem Hinterhalt zu.)

Gehe also auch heute wieder laufen.

Befolge routiniert eingeplanten Ablauf:
Nicht nachdenken, aufstehen. (Wenn man schnell ist, weckt man den Schweinehund nicht.)
Anziehen - jeder darf, wie er will, macht nix, wenn das seltsam aussieht.
Musik mitnehmen - beschwingt und fördert dämliches Grinsen.
Geld einstecken - auch Sonntags werden Zeitungen nicht geklaut!

Stiegen runter gehen zwecks Aufwärmung, dabei Musikgerät schon einschalten. Kleiner Tipp: Schuhe vorher ordentlich zubinden - Aua. Ignoriere tapfer aufgeschlagenes Knie.

Draußen Laufuhr einschalten - verdammt. Laufuhr vergessen. Wieder zurück.

Aber jetzt!

Lostraben. Ha, haaa! Bin schnell, unglaublich schnell. Habe soeben Frau überholt. Gut, die geht nur, sieht aber sehr fit aus. Laufuhr bestätigt Geschwindigkeitsrausch nicht, kann aber kaputt sein. Blöde Technik.

Werde von Mann in leuchtendem  T-Shirt überholt. Wahrscheinlich schwerer Komplex und Schwierigkeiten mit Frauen. Beeindruckt mich nicht.

Laufe ein paar Stufen hinauf im Belvederegarten. Sehr steil hier, extremer Anstieg. Bin Hero.

Hab schon fast 5 Kilometer geschafft. Bin praktisch  Langstreckenläuferin. Denke an seelenverwandten Norman Bücher, Extremläufer. Gut, der läuft unwesentlich länger. 1200 Kilometer durchs Australische Outback. Das gibts!  Wieso weiß ich jetzt auch nicht so genau. Ist aber faszinierend.

Was macht eigentlich ein Extremläufer, wenn er mal seine Laufuhr vergessen hat? Ich mein, ist ja blöd. Da rennt der vielleicht schon 600 Kilometer und dann merkt er, dass die Laufuhr noch auf einem Stein beim letzten Lager liegt. Rennt der dann zurück? Oder bestellt er unterwegs eine neue und die liefern ihm in die Wildnis? Ist er besser organisiert oder hat er eine Checklist? Woher weiß er überhaupt den Weg? Rennt sein Schweinehund mit oder trägt er den im Rucksack? Und was, wenn der Schweinehund mitten in der Wüste plötzlich aus dem Rucksack springt?

Mir fällt sein Leitspruch aus dem Buch "Die Kraft des Willens"  ein: Quäl dich, du Sau! (Ja, drastisch, aber hat was.)

Noch ein paar Meter. Ich schaffs, ich schaffs, ich schaffs!
Norman Bücher wär stolz auf mich. Bestimmt.











2 Kommentare:

  1. Gut geschildert! Ich habe es leider nie geschafft, mich wirklich zum Laufen zu motivieren. Es wäre schön, die Landschaft zu genießen neben dem Laufen, aber irgendwie geht das nicht. Also doch der Crosstrainer mit Fernseher im Fitnesscenter und die eine oder andere Einheit Yoga und Pilates immerhin sinds geworden ;-)

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    1. Am Anfang ist das das Schwierigste. Vor allem, wenn es draußen dunkel ist... Ich hätte mir nie gedacht, dass das mal Spaß machen kann. :-)

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